Gegen Einschläfern

Bereits als Kleinkind bin ich mit Katzen aufgewachsen: Erst war da die Kätzin Gora, die stolze 18 Jahre alt geworden ist. Dann gab es einen Janny, der leider durch seinen Fluchtversuch durch ein Raublinger Fenster gestorben ist.

In Kolbermoor haben wir dann das Findelkind Morlie gefunden. Eigentlich wollte es irgendjemand umbringen, denn meine Mutter bzw. Freunde von ihr fanden es in einem Bach, und äthergetränkte Tücher lagen daneben. 

Einmal, als er noch ein Baby gewesen ist, lief ein Maulwurf-Baby durch die Ärmel meiner Mutter, und Morlie wollte es fangen. Meine Mutter juckte es nur.

Morlie ist 14 Jahre alt geworden. Er wuchs mit mir auf und machte dabei ziemlich viel mit: Er sprang auf Schränke, weil ich als Kind mit ihm spielen wollte. Meine Oma versuchte noch, ihn herunterzuholen.

Zahlreiche Fotos habe ich damals von ihm gemacht. Beispielsweise habe ich Spielkarten und getrocknete Blätter auf ihm ausgebreitet und ihn dabei fotografiert. Er mochte mich trotz all meiner Späße recht gern.

Nachdem ich dann, um das Abi nachzuholen, zu meinem damaligen Freund gezogen bin, hatten wir einen anderen schwarzen Kater. Morlie wurde in dieser Zeit immer kränker. Als ich einmal zu meinen Eltern zu Besuch kam, blühte er auf, als ich ihm Leberkäse reichte.

Kurze Zeit später musste meine Mutter ihn einschläfern lassen, da er Darmkrebs hatte. 

Die Kolbermoorer Tierärztin hat mir damals, als ich bei einem Tierarztbesuch dabei gewesen bin gesagt, Krebs würde davon kommen, wenn Lebewesen zu ganz vielen Sachen gezwungen werden würden. Natürlich habe ich mich als ehemaliges Kind da schuldig gefühlt.

Ich bin mir aber im Nachhinein sicher, er hätte noch länger gelebt. Ein Einschläfern empfehle ich jedenfalls nicht, da doch noch etwas Schöneres kommen könnte.

Gegen das Einschläfern bin ich, da auch ich als Mensch ganz oft an einem Punkt gewesen bin, an dem ich sterben wollte. Doch weitergelebt zu haben, habe ich dennoch nicht bereut.